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Die Literaturgeschichte ist voller Legenden, die von Mark Jischinski könnte wie folgt klingen: ‚Meine Deutschlehrerin hat mich gebeten, niemals Schriftsteller zu werden. Das behaupten zumindest meine ehemaligen Klassenkameraden‘, erklärt er schmunzelnd. Gera. Nicht gerade die beste Voraussetzung für einen angehenden Romancier. Das hat den 1974 in Mühlhausen geborenen Autor jedoch nicht vom Schreiben abgehalten. Mittlerweile hat er sein sechstes Buch „Spatzenmuse“ veröffentlicht, welches er gemeinsam mit der Schriftstellerin Ophelia Hansen geschrieben hat. Dabei handelt es sich um einen „E-Mail-Roman“, die im aktuellen Literaturbetrieb hoch im Kurs stehen. Wer sich von den literarischen Qualitäten von Mark Jischinski ein Bild machen möchte, bekommt am Samstag in der Havanna Lounge in der einstigen „Qui“ ab 20 Uhr die Möglichkeit dazu. Dort wird er gemeinsam mit Ophelia Hansen eine „szenische Lesung“ darbieten, wie sie typisch ist für Romane dieser Gattung. Im Jahr 1995 hat ihn sein beruflicher Werdegang nach Gera verschlagen. Was für die einen ein Grund zur Resignation gewesen wäre, nutzte Jischinski als Inspiration und Grundlage für seinen literarischen Kosmos. So ist ein Großteil seiner Geschichten in Gera verortet. Debütiert hat er mit dem Roman „Ein Mann unter Druck“ im Jahr 2000. In diesem befasste sich der Autor mit den Nöten des modernen Mannes. Der Erstling sei sein persönliches „Sturm und Drang“-Werk, ein rabiater literarischer Rundumschlag. In seinen Werken thematisiert der Literat die großen Themen unserer Zeit: die persönliche Sinnkrise, die Schnelllebigkeit unserer Zeit, und das von Widersprüchen geprägte Verhältnis von Mann und Frau. Soziale Schnittstellen wie Diskotheken, Kneipen, Fitnesscenter oder das Internet sind die Orte, an denen Jischinski seine Protagonisten über ihre Lebenssituation sinnieren und verzweifeln lässt. Bezüglich seiner schriftstellerischen Tätigkeit bezeichnet sich Jischinski als „Spätberufenen“, der privat bevorzugt zu Charles Bukowski, T.C, Boyle, Thomas Mann, Philippe Djian und Fjodor Dostojewski greift. Eines Tages wurde ihm bewusst, „dass es Geschichten gibt, die einfach erzählt werden müssen“. Die ersten literarischen Gehversuche hat er bei einer Studentenzeitung unternommen, nahm sogar ein Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft auf, erkannte aber, dass die trockenen Reflexionen im Elfenbeinturm über den sakralen Gegenstand Literatur so gar nicht sein Ding waren. So entschied er sich für einen soliden Broterwerb und studierte Betriebswirtschaftslehre. Der Liebe zur Literatur tat dies jedoch keinen Abbruch. „Schreiben ist einfach die tollste Sache der Welt, eine wahre Leidenschaft und zudem noch der perfekte Ausgleich zu meiner beruflichen Tätigkeit als Unternehmensberater“. Eben diese berufliche Tätigkeit befreit ihn von dem Druck, von seiner Kunst leben zu müssen. „Nein, so naiv war ich nie“. Zudem ist ihm jegliches Pathos zuwider. „Ich leide nicht am Werthersyndrom und Schreiben ist für mich auch keine Therapie“. Vielmehr möchte der Schriftsteller sein Publikum mit witzigen, aber auch nachdenklichen Alltagsbegebenheiten über das zwischenmenschliche Dilemma unterhalten.

Marcus Schulze / 17.12.10 / OTZ

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