Schweren Herzens musste ich heute meinen Hausangestellten mitteilen, dass die Krise nun auch bei uns angekommen ist. Die Mindestlohnerhöhung bekommen sie natürlich, dafür gibt es in Zukunft statt 28 Urlaubstagen nur noch 24. Die Pausengetränke fallen weg, dafür übernehme ich das Jobticket, allerdings nur, solange es 9 Euro im Monat kostet. Danach können sie gern mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, ist ja auch für alle besser – die Umwelt, die Figur und den Geldbeutel. Das Wasser wird rationiert; die Personaltoilette ist nur noch einmal am Tag zu spülen – der Letzte spült den Dreck weg. Das fällt mir alles nicht leicht und auch ich leiste meinen Teil. Das Autohaus hat mir heute mitgeteilt, dass sich die Lieferzeit für meinen neuen 7er um drei bis sechs Monate verzögert und mein Maßschneider wartet auf Stoffe aus Italien mindestens genauso lange. Ich erlebe also am eigenen Leib, was Verzicht heißt und dieser solidarische Beitrag zieht sich durch in alle Lebensbereiche. Heute Abend trinke ich lediglich einen Johnnie Walker Blue Label statt des üblichen Macallan 25 Jahre. Der Abstieg geht uns alle etwas an. Wenn es ganz schlimm wird, werde ich im Winter darüber nachdenken, die Handlaufheizung zum Weinkeller etwas abzudrehen. Ich werde mir nicht vorwerfen lassen, nicht auch für höhere Ziele zu darben.
